KOSMOPOLIS - Interkulturelle Zeitschrift aus Berlin 26-27/2014
Fiktion oder Nicht-Fiktion
„Sein oder Nicht-Sein“ – „Fiktion oder Nicht-Fiktion“, das ist in dieser Ausgabe die Frage.
Wer sich mit Realität im 21. Jahrhundert auseinandersetzt, findet sich sehr schnell in der virtuellen Realität wieder. Sie ist dabei, einen großen Teil des realen Lebens zu ersetzen. Ganz anders bei dem Gegensatzpaar „Fiktion/Nicht-Fiktion“. Hier stoßen zwei Aspekte unserer geistigen Auseinandersetzung mit der Realität aufeinander, die von Denkern seit der Antike bis heute durch mehr als drei Jahrtausende spitzfindig unterschieden werden.
Unsere Autoren machen sich genau in diesem Spannungsfeld zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion auf die Suche nach Antworten – und die sind nicht immer eindeutig.
Mächtige Beton- und Bronzeskulpturen in Sulawesi dienen eher der Fiktionalisierung von Geschichte als ihrer Erklärung. Der „Orientalischen Despotie im Harem“ durch ein Bündel an vorurteilsbeladenen Nachweisen aus der Geschichte nahezukommen, bleibt bis ins 21. Jahrhundert ein Wagnis der Aufklärung. Dem brasilianischen Autor Jorge Amado sein tatsächliches Leben abzuerkennen, indem man ihn in einen Protagonisten seiner Romane verwandelt, ist in Brasilien gelungen. Der kubanische Schriftsteller Leonardo Padura kann nicht oft genug betonen, daß ein kleines Gemälde von Rembrandt in einem seiner Romane einzig und allein auf seiner fiktionalen Phantasie beruht. Der britisch-indische Autor Salman Rushdie erklärt im Brustton der Überzeugung, dass er sich nur dem Zeitgeist gefügt habe, der von ihm einen nicht-fiktionalen autobiographischen Text erwartete, obwohl ihm das Schreiben von Fiktion weitaus mehr am Herzen liegt. Der Russe Viktor Jerofejew übergeht die gesamte Diskussion, indem er in seinen Büchern Autobiographisches, also Nicht-Fiktion, und Fiktionales bis zur Unkenntlichkeit vermischt. red
Aus dem Inhalt:
Ronald und Ursula Daus Fiktion oder Nicht-Fiktion? Ein Klärungsversuch Sulawesi im 21. Jahrhundert: Skulpturen erzählen Geschichte Claudia Opitz-Belakhal Orientalische Despotie im Harem? Zur Geschichte einiger Missverständnisse im christlich-islamischen Kulturkontakt Ursula Daus * Die Kafkaeske Metamorphose des brasilianischen Autors Jorge Amado Peter B. Schumann * „Sozialismus hat es noch nie gegeben“. Gespräch mit dem kubanischen Schriftsteller Leonardo Padura.
Der brasilianische Schriftsteller Jorge Amado dient seiner Heimatstadt als profitable Investition. Foto R & U Daus, 2014
In Berlin und anderswo
Paris 1814: Die Russen kommen. Der Maler Georg-Emanuel Opiz Der „Orientexpress“ verirrt sich ins “Institut du Monde Arabe” in Paris 30 Jahre „Fondation Cartier pour l‘art contemporain“ in Paris Konstantin Grcic-Panorama im Vitra Design Museum „Stadt Religion Kapitalismus“ in Berlin * Salman Rushdie und Viktor Jerofejew im Gespräch
Buchrezensionen zu den Aspekten:
Von der Relativität des Wissens Nichts wie weg! Hölle im Paradies Allerseelen Paradiesversprechen
aus den Verlagen Taschen, Köln; Kehrer, Heidelberg; Hirmer, München; Luchterhand, Frankfurt/Main; Galiani, Berlin; Unionsverlag, Zürich; fotoTAPETA, Berlin, etc.
Datum: | 2014 |
ISSN: | 1433-397X |
Seiten: | 110 |
Abbildungen: | 56 |
Buchformat: | 17 x 22,5 cm |
Preis: | 15.00 € |