KOSMOPOLIS - Interkulturelle Zeitschrift aus Berlin 33-34/2018
Walkabout
„Dulwan mamaa“ nennen die Angehörigen des Ngarinyin-Stammes im australischen Nordwesten der Kimberley-Region die geheimen Pfade auf denen sie seit Urzeiten altes Wissen ihren Nachkommen übermitteln. Es gibt nur „eine Straße, einen einzigen Weg. Wir gehen diesen Weg“ singen sie und tanzen dazu die heiligen Schritte. Denn Wissen muß weitergegeben werden. Und im 21. Jahrhundert haben sie zusätzlich den Weg ihrer Zeit gewählt, den digitalen Pfad, damit die zukünftigen Stammesmitglieder die Bedeutung der überlieferten Botschaften verstehen. Die lange Wanderung auf den historischen Traumpfaden ihrer Totemtiere wird um die virtuellen Kommunikationsmittel ergänzt. Die direkte Verbindung zur Erde, die die Aborigines während ihres Walkabout durch trockene Täler, über Sanddünen und entlang der Billabongs unter ihren Füßen spürten, scheint nicht mehr im Zentrum der Traditionsvermittlung zu stehen. Und so legen auch unsere Autorinnen und Autoren virtuelle und tatsächliche geheimnisträchtige Pfade wie ein vielmaschiges Netz über unseren Globus. Sie berichten von ihren gesammelten Erfahrungen aus Europa und Afrika genauso wie aus Südamerika und Asien. Sie vermitteln uns ihr subjektives Bild von einer Welt, die sich erneut in einem schöpferischen Chaos befindet, wo Erschaffen in Kunst und Literatur genauso seinen Platz hat wie gedankenlose oder prämeditierte Zerstörung der Lebensumwelt. Auch wenn Milliarden Klicks im Internet das virtuelle Reisen zu einer alltäglichen Erfahrung gemacht haben, lösen tatsächliche Eindrücke noch immer die stärksten Emotionen aus. So verursacht eine millionenfache Bewegung von Menschen auf der Suche nach einem besseren oder abwechslungsreicheren Leben bei einigen Beobachtern auch negative Vorahnungen. „Das große Gleiten ist jetzt in das gesamte Spektrum menschlichen Lebens eingedrungen“, konstatiert der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk. Das jahrtausendealte australische Konzept des Walkabout hat schlußendlich die gesamte Menschheit erfaßt.
Aus dem Inhalt:
- Inszenierte Gesänge der Bezaubernden Walés im Kongo
- Ronald & Ursula Daus
- Wandeln auf Traumpfaden. Afrikanischer Walkabout im 21. Jahrhundert
- Beat Presser
- Walkabout, Roundabout and Talkabout
- Reise durch die neuen Ungewissheiten des 21. Jahrhunderts
- „Bleibt Zuhause!“ 9 Projekte gegen die Landflucht in SüdChiina
- Peter B. Schumann
- Reise zu den verseuchten Dörfern.
- Gespräch mit dem argentinischen Regisseur und Politiker Fernando Solanas
- Luis Pulido Ritter
- „Der Marienkomplex“. Melancholischer Walkabout
- Antonius Moonen
- Ferien eines Snobs
- „1406“ – Der Fotograf Christian Tagliavini bei CAMERA WORK in Berlin
- Ursula Daus
- Marrakesch: Zeitgenössische Afrikanische Kunst hinter Oasenmauern
- In Berlin und anderswo:100% Afrika
- 100% Japan
- Paris Megaloman
- Ehrengast Georgien bei der Frankfurter Buchmesse 2018
- Neue Bücher aus 30 deutschen Verlagen
- Kolophon: 10 Jahre „Museu do Oriente“ in Lissabon
Datum: | 2018 |
ISSN: | 1433-397X |
Seiten: | 122 |
Abbildungen: | 56 |
Buchformat: | 17 x 22,5 |
Preis: | 18.00 € |